KOSPI: Gut und günstig
29. Juni 2021
Der Korea Composite Stock Index (KOSPI) ist in Rekordlaune. In der vergangenen Woche erklomm der südkoreanische Leitindex erstmals die Marke von 3.300 Punkten. Damit stieg das Börsenbarometer seit Jahresanfang um annähernd 15 Prozent und seit dem KOSPI-Einbruch im März vergangenen Jahres um über 125 Prozent. Und: Zwar sollte eine kurzfristige Korrektur generell nicht ausgeschlossen werden, doch allzu wahrscheinlich erscheint dieses Szenario beim KOSPI derzeit nicht. Im Gegenteil: Angesichts des weltweiten Aufschwungs sowie der wirtschaftlichen Stärke der südkoreanischen Wirtschaft und seiner Unternehmen könnte der positive Trend sogar noch eine Weile anhalten.
KOSPI unbeeindruckt von heimischer Geldpolitik
Die robuste Verfassung des KOSPI, auch im Vergleich zu anderen Indizes wie dem DAX oder Dow Jones, scheint derzeit durch nichts zu erschüttern zu sein. So bremsten selbst Aussagen von Südkoreas Notenbankchef Lee Ju-yeol, dass die erste Zinserhöhung nach der Corona-Krise noch in diesem Jahr erfolgen könnte, den Anstieg des KOSPI nicht. Ein möglicher Grund für die stabile KOSPI-Entwicklung ist die Geldpolitik in den USA. Und dort sorgten die Äußerungen des Chefs der US-Notenbank Fed, Jerome Powell, dass der Inflationsanstieg zwar stärker als erwartet sei, er aber vermutlich zu einer Stabilisierung kommen werde, für Beruhigung in der Exportnation Südkorea. Aber allein mit der Entwicklung der Geldpolitik lässt sich die Stärke Südkoreas nicht begründen.
Südkoreas Wirtschaft befindet sich in einer guten Verfassung. Im Krisenjahr 2020 sank das Bruttoinlandsprodukt nur 1,0 Prozent. In diesem Jahr wird mit einem Wachstum von 3,6 Prozent gerechnet. Das Wachstum hat Gründe: Koreas Exporte stiegen im vergangenen Monat auf 50,7 Milliarden Dollar, 45,6 Prozent mehr als im Jahr davor. Es war der größte Anstieg seit August 1988. Bereits im April hatten die Exporte um mehr als 40 Prozent zugelegt. Südkoreas Unternehmen profitierten aufgrund der weltwirtschaftlichen Erholung von der wachsenden Nachfrage nach den wichtigsten Exportgütern wie etwa Halbleitern, petrochemischen Produkten und Autoteilen. Südkoreas Unternehmen wie LG Chem oder Samsung Electronics sind bereits wichtige Glieder in der globalen Lieferkette für Branchen wie Technologie, saubere Energie oder Automatisierung.
Koreas Regierung stützt Konjunktur und KOSPI
Neben den globalen Rahmenbedingungen unterstützt auch die koreanische Regierung mit nachhaltigen und zukunftsorientierten Maßnahmen das Wachstum der Wirtschaft – und der im KOSPI enthaltenen Unternehmen. So soll der Jahresumsatz von Südkoreas wichtigstem Industriesektor, der Chip-Produktion, durch Investitionen in Höhe von 450 Milliarden Dollar von heute 100 Milliarden auf 200 Milliarden Dollar bis 2030 verdoppelt werden. Mindestens ebenso ambitioniert ist der „Korean New Deal“ – der Kern der koreanischen Wirtschaftsstrategie. Geplant sind öffentliche und private Investitionen in Höhe von 121,2 Milliarden Euro sowie die Schaffung von 1,9 Millionen Arbeitsplätzen bis 2025. Die drei Säulen des Programms zielen auf Digitalisierung, Nachhaltigkeit und Beschäftigung.
Wo sich Chancen bieten, lauern auch Gefahren
Wo Licht ist, ist allerdings auch Schatten. Ein Problem dürfte die Überalterung der Bevölkerung darstellen: Die Lebenserwartung steigt in Asiens viertgrößter Volkswirtschaft, die Geburtenrate sinkt jedoch. Dämpfer für den Export könnten auch durch logistische Probleme wie der Mangel an Frachtschiffen oder steigende Lieferkosten entstehen. Die Wettbewerbsfähigkeit könnte auch durch steigende Preise für Öl und Rohmaterialien gefährdet werden.
Günstige Bewertung des KOSPI
Was neben den wirtschaftlichen und konjunkturellen Faktoren für eine Fortsetzung der positiven Entwicklung des KOSPI sprechen könnte, dürfte die günstige Bewertung des KOSPI und der enthaltenen Aktien sein. Das Kurs-Gewinn-Verhältnis des Index legt derzeit bei rund 15. Zum Vergleich: Das KGV des S&P 500 liegt derzeit bei 23, das des NASDAQ bei 30und des DAX bei 16. Auch wenn hohe oder niedrige KGV keine Kauf- oder Verkaufsempfehlungen sind, so ist ein niedriges KGV zumindest ein Indikator für die Perspektiven von Aktien und Indizes. Vor diesem Hintergrund könnte der KOSPI für mittel- und langfristig orientierte Anleger, die auf Vermögensaufbau mit Aktien setzen möchten, durchaus eine interessante Beimischung für das Depot sein – entweder in Form von Einzelwerten oder mittels ETFs.
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Über den Autor:
Dr. Markus C. Zschaber, Gründer und Geschäftsführer der V.M.Z. Vermögensverwaltungsgesellschaft, gilt als einer der erfahrensten und renommiertesten Vermögensverwalter in Deutschland und begleitet alle Prozesse im Unternehmen aktiv mit.
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